Nahrungsmittelallergien, -unverträglichkeiten

Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelallergien, -unverträglichkeiten

Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelintoleranzen (Bildquelle: ©Devanath/pixabay)

Wenn gesunde Nahrungsmittel krank machen.

Die Diagnose Nahrungsmittelunverträglichkeit kann anfangs eine Erleichterung sein, gerade wenn man schon länger unter Beschwerden leidet. Bei der konkreten Umsetzung sieht es oft anders aus. Es hört sich erst mal einfach an, Lebensmittel wegzulassen. Die Umsetzung im Alltag sieht oft anders aus. Früher oder später geht es um die Frage: Was kann ich noch essen, und muss ich mich dauerhaft einschränken?

Nicht allein auf Listen vertrauen

Die Anamnese bildet die Grundlage für Ihr individuelles Ernährungskonzept

  • Sichtung aller medizinischen Befunde und Labordaten
  • Besteht eine Nahrungsmittelallergie, eine Nahrungsmittelintoleranz oder eine Malabsorption
  • Es wird Ihre gesamte Krankheitssituation berücksichtig
  • Je nach Zuordnung ist die ernährungstherapeutische Vorgehensweise unterschiedlich
  • Ziel ist es, unnötige Einschränkungen zu vermeiden
  • Mit dem Ernährungstagebuch können Symptome analysiertund die Zusammenhänge richtig verstanden werden

Zu den wichtigen Bausteinen einer professionellen Ernährungstherapie gehören

  • Präzise Anleitung zur Vermeidung von Lebensmitteln, die Beschwerden auslösen können. Es werden Ihre subjektiven Erfahrungen berücksichtigt
  • Praktische Eliminationskost mit schmackhaften Rezeptbeispielen zur leichteren Umsetzung im Alltag
  • Vermeidung allergischer Reaktionen und einer Anaphylaxie
  • Kennzeichnungsverordnung: was, wie genau?
  • Spurenkennzeichnung: wie gehe ich damit um?
  • Essen unterwegs bei Freunden, im Restaurant, im Urlaub
  • Aufbau der therapeutische Diät: Welche Lebensmittel lösen Beschwerden aus, welche sind neutral?
  • Sukzessive Erweiterung der Lebensmittelauswahl mit mehr Möglichkeiten zur Gestaltung des täglichen Ernährungsplans. Mangelernährung und Diätstress werden vermieden
  • Sie können trotz Nahrungsmittelunverträglichkeit ausgewogen und gesund essen und bekommen alle wichtigen Nährstoffe
  • Essen kann wieder Freude machen. Ihr Wohlbefinden verbessert sich

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Formen der Nahrungsmittelunverträglichkeit

Lactasemangel primär und sekundär

Bei Laktoseintoleranz wird das Kohlenhydrat der Milch, die Laktose (Milchzucker), nicht vertragen. Hervorgerufen wird die Erkrankung durch einen Mangel an Laktase, dem Enzym, das für die Verdauung von Milchzucker zuständig ist (primärer Lactasemangel). Findet diese Verdauungsleistung nicht statt, weil die Laktaseaktivität nicht ausreicht, so verbleibt der Milchzucker im Darm. Die Darmbakterien verstoffwechseln ihn durch Vergärung. Hierbei entstehen Gase, welche die Symptome hervorrufen.

Der primäre Laktasemangel ist abzugrenzen vom sekundären Laktasemangel, der als Begleiterscheinung von anderen Krankheiten auftreten kann (z.B. entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie).

Fruktosemalabsorption und Fruktoseintoleranz

Rebelliert der Darm insbesondere nach dem Genuss von Obst und Säften, könnte eine Fruchtzuckerunverträglichkeit vorliegen. Wir nehmen Fruchtzucker neben Obst, Obstsäften, Honig auch auf als Bestandteil von Haushaltszucker bzw. als Bestandteil industriell verwendeter Süßungsmittel. Normalerweise wird Fruktose von den Dünndarmzellen vollständig aufgenommen und in den Körper weitergeleitet.

Bei einer „Malabsorption“ ist eine Nährstoffaufnahme gestört, der Zucker wird nicht oder nur begrenzt aufgenommen. So wandert er in den Dickdarm, wo er bakteriell zu Endprodukten abgebaut wird, welche die typischen Symptome wie Darmkrämpfe, Blähungen oder Durchfall hervorrufen. Bei einer chronisch bestehenden Fruktosemalabsorption kann es darüber hinaus zu Zeichen der Depression, des Folsäure- und Zinkmangels sowie zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms kommen.

Viele Ernährungsempfehlungen im Internet verwenden Empfehlungen, die die hereditäre Fruktoseintoleranz betreffen. Es ist bekannt, dass bei Fruktosemalabsorption eine fruktosefreie oder eine zu strenge fruktosearme Kost über einen längeren Zeitraum eher zu immer größerer Empfindlichkeit anstatt zu einer Besserung führt.

Sorbitintoleranz

Sorbit kommt in natürlichen Lebensmitteln vor und wird auch als Lebensmittelzusatz z.B. bei Kaugummi, Zahnpflegeprodukten, Lutschpastillen usw. eingesetzt. Wenn Sorbit nicht von der Dünndarmwand aufgenommen werden kann, werden die Sorbitmoleküle durch die Bakterien des Dickdarms unter Gasbildung verstoffwechselt.

Histaminintoleranz

Das Histamin kommt zumeist aus der Nahrung. Außerdem können eine Reihe von Medikamenten und Schadstoffen den Histaminabbau blockieren oder ebenso wie manche Nahrungsmittel zusätzlich zu einer Histaminfreisetzung führen. Die Histaminintoleranz beruht auf einem Ungleichgewicht zwischen anfallendem Histamin und der Möglichkeit, dieses abzubauen. Lesen Sie hier.

Häufige Symptome

  • Magen-, Darmstörungen: Verstopfung, Durchfall, Reizung des Darms, Übelkeit, Sodbrennen
  • Dermatologische Prozesse: Ekzeme, Schuppenflechte, Hautjucken, Neurodermitis
  • Neurologische Störungen: Kopfschmerzen, Migräne, depressive Verstimmungszustände
  • Atembeschwerden, Asthma: Schnupfen und Husten, chronische Sinusitis
  • Psychologische Störungen: Angstzustände, Depressionen, Reizbarkeit, chronische Müdigkeit

Was ist eine Allergie?

Unter einer Allergie wird eine „spezifische Änderung der Immunitätslage im Sinne einer krank machenden Überempfindlichkeit“ verstanden. Das bedeutet, dass das Immunsystem des Allergikers sehr leistungsfähig ist. Es ist immunstark und nicht, wie häufig gedacht wird, immunschwach. Es reagiert überschießend auf eigentlich ganz harmlose Stoffe aus der Umwelt. Kennzeichnend für allergische Reaktionen ist die Reproduzierbarkeit. Die Symptome sind also wiederholbar und auf einen definierten Auslöser zurückzuführen. Betroffen sind vor allem Haut, Atemwege und Verdauungstrakt.

Klassische Allergie

Der Organismus bildet Antikörper gegen Eiweißbestandteile von Grundnahrungsmitteln wie z.B. Hühnerei, Kuhmilch, Fisch, Soja, Weizen, Nüsse usw. Wenn diese Antikörper bei wiederholtem Kontakt mit dem Nahrungsmittel die Ausschüttung von Histaminen bewirken, kommt es in Folge zu klinischen Reaktionen, im schlimmsten Fall zum anaphylaktischen Schock.

Mögliche Symptome einer Nahrungsmittelallergie sind:

  • Hautrötung, -jucken
  • juckende Nase, Niesen, juckende und tränende Augen
  • Erbrechen, Magenkrämpfe oder Durchfall
  • Angioödem (plötzlich auftretende Schwellung der Haut oder Schleimhaut)
  • Heiserkeit, Engegefühl im Hals
  • Atembeschwerden (Pfeifen, Engegefühl Brust)

Kreuzallergie

Eine allergische Reaktion kann darauf zurückzuführen sein, dass bereits eine Allergie gegen einen bestimmten Stoff, z.B. Birkenpollen besteht und diese gleichzeitig eine Allergie gegen Haselnüsse oder Steinobst auslöst. Wenn zwei Allergene ineinander übergehen, spricht man von Kreuzallergie. Die in Frage kommenden pollenassoziierten Nahrungsmittel sind mittlerweile sehr groß. Gerade bei Kreuzallergien geht es darum, nicht pauschal z.B. Steinobst oder Nüsse einfach wegzulassen, sondern zu differenzieren, welche Nahrungsmittel sicher gehen, welche unter bestimmten Bedingungen und welche nicht.

Pseudoallergie

Man spricht von Pseudoallergie, wenn die Reaktion den klassischen Symptomen von allergischen Erkrankungen gleicht, jedoch ohne Bildung von Antikörpern, d.h. ohne Beteiligung des Immunsystems. Daher die Bezeichnung „pseudo“. Pseudoallergien sind tatsächliche Erkrankungen und nicht eingebildet bzw. weniger schwerwiegend als echte Allergien. Typischerweise kann eine Pseudoallergie durch Lebensmittelzusatzstoffe, aber auch durch natürliche Nahrungsmittelbestandteile ausgelöst werden.

Gaby Lingath